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Immer noch im Hurtado Tal

15. April 2020

Über drei Wochen sind wir nun schon hier auf unserem Platz im Hurtado Tal. Weiterreisen ist im Moment nicht möglich. In Chile sind auf Grund der Coronakrise viele Regionen abgeriegelt, die Polizei kontrolliert auf den Straßen und in einigen Dörfern und abgelegenen Regionen haben die Bürger aus Angst vor Reisenden (Inland und Ausland) selbst Straßensperren errichtet. Es gibt eine grundsätzliche nächtliche Ausgangssperre von 22:00- 5:00 Uhr und in einigen Gebieten, wie auch z.B. in Santiago eine komplette. So wie wir sitzen viele andere Reisende in ganz Chile fest. Über eine Whatsapp Gruppe „Stuck in Chile“ mit 150 Mitgliedern stehen wir in Verbindung und tauschen Nachrichten und Neuigkeiten aus. Befreundete Reisende von uns stehen weiter südlich und ganz im Norden von Chile. Wir telefonieren häufig und tauschen unsere Pläne aus. Alle haben irgendwo ein Plätzchen gefunden, wo sie erst mal bleiben können und harren dort aus. Wenn man sich besuchen wollte, muss erst ein Online Antrag für die Reise gestellt und offiziell genehmigt werden. Anders die Situation in Argentinien, von dort sind schon viele unserer Reisebekanntschaften ausgeflogen.
Auch das Hurtado Tal ist abgeriegelt, am Wochenende kommen nur noch die Einwohner ins Tal. Wir gehören hier mittlerweile zum Inventar, wissen aber nicht was passiert, wenn wir das Tal verlassen würden. Unser Auto ist seit drei Wochen keinen Meter mehr gefahren. Dafür kommen die Fahrräder zum Einsatz, wenn wir im Tal zum Einkaufen oder auf die Farm von Maja und Gerhard wollen. Ja das Einkaufen ist kein Problem mehr. Bei Don Nelson werden wir sehr freundlich bedient. Beim ersten Einkauf nimmt er uns über die Ladentheke unseren Einkaufszettel ab, schaut, stutz, steht ja alles auf Deutsch darauf. Ach, so geht das hier! Beim nächsten Einkauf sind wir präpariert…und lernen dabei gleich ein paar neue Vokabeln. Auf der Farm bekommen wir frische Milch, und leckeren Käse und wenn wir dort helfen sitzen wir mittags mit Maja, Gerhard und ihren drei Töchtern am Tisch. Wir revanchieren uns mit Apfelkuchen. Es gibt viele nette Gespräche und einiges zu diskutieren in dieser wilden Zeit.
Was treiben wir sonst so. Ehrlich gesagt sind wir ganz schön ausgelastet mit den alltäglichen Dingen: Wasser aus dem Fluss in die Womotanks pumpen, davon etwas zum Trinken filtern. Da wir nur schwer unseren geliebten Naturjoghurt in den kleinen Lebensmittelläden im Tal auftreiben können, machen wir den jetzt selbst und weil es nach dem Joghurt Video auch gleich noch ein Rezept für Käse gab, haben wir das auch gleich ausprobiert. Jap und fast so etwas wie Feta hinbekommen, den wir auf der ganzen Reise in Südamerika nur ein einziges Mal gefunden haben. Die Wäsche ist Handwäsche und harte Arbeit. Ein paar längst fällige Reparaturen am Auto, Kontrolle der Solarkollektoren und, und, und.
Auch wenn uns in diesen ungewissen Zeiten stundenlang die neuesten Nachrichten und ihre Auswirkungen auf unsere Reise diskutieren, immer wieder einen neuen Plan A und B festlegen und  auch mal die ein oder andere Nacht mit Sorgen nicht so gut schlafen, erleben wir doch auch viel Schönes: Wunderbare Menschen, Einblick in das Leben auf einer chilenischen Farm, der Ausblick auf die umliegenden Berge und ihr wechselndes Farbspiel mit dem Lauf der Sonne, ausschlafen und in der warmen Sonne unter unserem lichten Sonnendach sitzen, Meditation am Lieblingsplatz am Fluss unter einer riesigen Weide und der Start in den Tag mit Yoga, sogar eine Online Yogastunde mit meiner Lieblingsyogalehrerin Katharina hat geklappt.

„Die Freiheit ist in dir“ heißt es.

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