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Besuch die Erste oder Vulkane und Mee(h)r

15. März 2020

Kurz bevor der erste Besuch ansteht, liegen noch ein paar Vulkane in Chile auf der Strecke vor uns. Chile hat ja reichlich davon. Während wir sehr beeindruckt sind, als wir zum Übernachten auf den Volcan Osorno hochfahren und das Abendlicht die karge Landschaft unter der glänzenden Eiskappe  in tiefrotes Licht taucht, sucht Smilla nur wen, der mit ihr Ball spielt. Von hier oben können wir schon auf die mächtigen Berge, wie den Volcan Tronador schauen, die im Rücken von San Carlos de Barriloche liegen, wo Janina am Flughafen landen wird. Der Weg dorthin verläuft nicht direkt sondern im weiten Bogen, über einen Pass, über die Grenze nach Argentinien und an vielen Seen vorbei.

Ich bin so aufgeregt, freue mich so sehr und muss ein kleines Tränchen verdrücken als ich Janina in der Menschenmenge der Reisenden entdecke und in die Arme nehmen kann. Der Mama-Akku beginnt zu laden.
In Barriloche übernachten wir in der Colonia Suiza auf einem der wenigen Campingplätze, die einen Hund erlauben. Das ganze Dorf wirkt auf uns wie eine gemütliche Hippiekommune, Anne, unsere Gastgeberin, wie ein Alt 68-iger, wir parken unter hohen Kiefern, abends gibt es Musik, Lagerfeuer und Bier. Da Barriloche zur Hochsaison recht voll ist und Hunde wie Overlander es hier schwer haben, ja nach der Warnung von Anna, dass auf dem Supermarktparkplatz unbedingt einer von uns zur Sicherheit im Auto bleiben sollte, trau ich mich nicht mal mehr aufs Klo, während Janina und Christian einkaufen. Also ziehen wir weiter, das Seengebiet hat ja noch mehr schöne Ecken und ein weiterer Vulkan zieht uns in seinen Bann. Der Lanin, 3790m hoch, fasziniert. Immer wieder beobachten wir wie Wolken seine Spitze verhüllen und wieder freigeben oder suchen mit dem Fernglas die Hänge nach Bergsteigern ab, die den markanten Riesen vielleicht bezwingen. Als wir selber durch die Araukarienwälder näher an den Fuß des Vulkans wandern, hüllt er sich leider gänzlich in Wolken. In Junin de los Andes findet die Fiesta Nacional del Puesto statt und wir kriegen noch ein paar Gauchos beim Lassowerfen und Rinder treiben zu sehen bevor es über den nächsten Pass nach Chile und zum nächsten Vulkan geht.
Janina hat mittlerweile die erste Farbe im Gesicht und etwas Sonnenbrand auf der Schulter. Die Handgriffe zu Dritt im Womo sitzen schnell und der Hund springt jeden Morgen aufs Bett für die Kuscheleinheit und weckt unseren Gast mit feuchter Gesichtswäsche. Wir haben Spaß zu Dritt im Cockpit, Roadmusik an und ich genieße es sehr, wenn Janina mit Begeisterung entdeckt oder sich über Gerüche wie den Duft von Eukalyptuswald freut. Unser Womo fühlt sich noch mehr nach Zuhause an, wenn wir abends lange quatschen und mal wieder alles austauschen können.
2015 ist der Vulkan Villarrica kurz und späktakulär das letzte Mal ausgebrochen und viele Reisende haben uns berichtet, dass die geführten Touren zum Krater hoch mit dem Blick in die brodelnde Lava oder der Ausblick auf den glühenden Schlund im Nachthimmel großartig sein sollen. Doch als wir uns in Pucon nach einer Tour erkundigen wollen, erschlägt uns der Trubel der Hochsaison. Stau in die Stadt und nicht Mal Platz für einen großen Zeh auf den Bürgersteigen. Die Chilenen sind im Urlaubswahn. Ganze Familien von Enkel bis Oma in Autos unterwegs, die Rücksitzbank nicht selten mit 6 Personen besetzt, abenteuerliche Stapelungen von Koffern und Gepäck auf dem Dachträger düsen sie den gesamten Februar durch ihr schönes Land, machen Picknick und Camping überall. Dementsprechend sind überall am Wegesrand Essens und Getränkestände aufgebaut. Ich bin manchmal schon satt vor lauter Empanada, Kuchen, Papas fritas und Tortel de Choclo Schildern.
Wir flüchten raus aus der Stadt und fahren soweit es geht auf den Vulkan hoch zum Übernachten und begnügen uns mit dem Ausblick und einer Wanderung. Wo Vulkane da auch heiße Thermen. Die Thermas Geometrica sind schon etwas Besonderes. In einer engen Schlucht sind mehrere Becken mit roten Holzstegen verbunden. Nebelschwaden vom heißen Wasser steigen auf und schaffen eine besondere Atmosphäre zwischen Riesenrababer und bemoosten Felswänden. Am Ende der Schlucht ein eiskalter Wasserfall. So blubbern und schrumpeln wir einen Tag bis zur kompletten Entspannung im warmen Wasser. Irgendwann müssen wir uns doch etwas sputen um Janina pünktlich am Flughafen in Santiago abzugeben und ein Stück auf der Autobahn nach Norden brausen. Wir staunen als wir dabei in der Ferne einen rauchenden Vulkan sehen. Der Vulkan Chillan spuckt seit ein paar Wochen regelmäßig graue Aschewolken in den Himmel. Bringt einen Chilenen nicht aus der Ruhe und wir wollen ja eh an den Pazifik. Wir klappern ein paar Surferspots ab und stürzen uns selbst in die mächtigen Wellen, hola die haben es in sich, und schaffen es am letzten Abend in Pichilemu doch noch einen Pisco Sour, Chiles National Drink, zu trinken. Oh Mann, wo sind die zwei Wochen geblieben, ich will Janina gar nicht loslassen am Flughafen. Hab dich soooo lieb.

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