Es war keine Liebe auf den ersten Blick. 2,5 Hektar, Hanglage, eine Zitrusplantage mit Orangen , Mandarinen, Grapefruit und Zitronen, ein verwilderter Garten mit vielen weiteren Obstbäumen, eine steile und enge Auffahrt, die unser Womo gerade so schafft und zwei schon längere Zeit unbewohnte Wohngebäude, die nach aufräumen und Putzlappen rufen. Es ist zu verkaufen, nein eigentlich nix für uns. Aber es will uns nicht ganz loslassen. Bei einem zweiten längeren Besuch streifen wir durch den Garten, entdecken immer wieder neue Plätze, pflücken frische Orangen vom Baum, sitzen auf der Terrasse unter roten Bougainvillea und fangen an zu träumen.
Viele Überlegungen, ein paar schlaflose Nächte weiter, abwägen der Optionen in der Coronakrise, erfühlen der eigenen Wünsche, ein Kassensturz, Verhandlungen zu einer Vermietung, Telefonate mit den Lieben zuhause….wir haben uns entschieden, wir bleiben im Hurtado Tal, haben einen Mietvertrag für die nächsten zwölf Monate unterschrieben und stecken mitten in einem neuen Projekt. Wir werden Orangenbauern oder so ähnlich.
Während ich das hier schreibe sitze ich auf unserem Sofa im neuen Wohnzimmer und höre draußen die Grillen zirpen. Wir sind die dritte Woche hier, hatten die letzten Wochen alle Hände voll zu tun mit sesshaft werden, renovieren und eingewöhnen. Mir fällt am Anfang jedes einzelne Teil aus dem Womo zu räumen total schwer, so lange war das Womo das Zuhause und die Reise, die ich nicht loslassen möchte. Auch das Schlafen in einem großen Raum nach Monaten im Alkoven will erstmal wieder geübt werden. Aber mit jedem Tag und jedem Pinselstrich wächst das Zuhause Gefühl. Ich liebe es morgens im Bad das Fenster aufzuschieben und mit Blick in die Berge die Zähne zu putzen oder den kleinen Steinweg vom Wohn- zum Küchenhaus herunterzugehen, um den Kaffee zu kochen und dabei den Blick über die Mandarinenbäume schweifen zu lassen. Es bleibt spannend, denn auch der Einstieg in die Dorfgemeinschaft von Hurtado will wachsen, wo wird Strom und Wasser bezahlt, wer macht was und welche Feste werden gefeiert? Ja und die Kommunikation, das Spanisch muss noch deutlich besser werden. Und wie funktioniert hier eigentlich alles auf dem Campo? Orangenbaumpflege? Bewässerung über Kanäle? Wenn noch Zeit bleibt, werden wir berichten 😉.