In the middle of nowhere

4. Dezember 2019

Beim Blick auf die Karte rechnen wir Streckenkilometer zusammen und checken die vermerkten Tankstellen. Wir führen nun auch noch einen Reservekanister auf dem Womodach mit uns und überlegen, ob er nun doch mal befüllt werden sollten. Ja hier in Südpatagonien sieht es auf der Ruta 40, der „ Cuarenta“, anders aus. Die berühmte Route führt 5224 km von Ushuaia im Süden bis an die bolivianische Grenze im Norden längs durch Argentinien immer an der östlichen Seite des Andenkamms entlang. Mittlerweile ist sie zu großen Teilen geteert aber an manchen Stellen kommt man um die Schotterpiste nicht herum. Darüber kursieren auch gleich solche Horrorgeschichten wie „unpassierbar bei Regen wegen Schlamm“ oder“ ohne 4X4 geht gar nichts“ unter den Overlandern. Andere bedauern, dass mit dem Ende der Schotterpisten das Abenteuer Ruta 40 seine Nostalgie verliere. Wir wissen mittlerweile was gemeint ist. Sind die Strecken doch wirklich hart erarbeitet, wenn man stundenlang durchgerüttelt wird, das Womo scheppert und man glaubt eines Tages wird das Womo mit einem Plopp einfach auseinanderfallen, da alle Schrauben einfach losgerüttelt sind.  Aber auch der geteerte Teil kann es in sich haben, Krater sind das, die sich da im Teer auftun können. Seit wir an den Anden nach Süden fahren, folgen wir mehr oder weniger dem Verlauf der Routa 40. Im Norden sind wir oft auf parallele Pisten ausgewichen, die noch näher an die Berge, einsame Natur oder an abgelegenen Seen vorbeiführen. Hier im Süden gibt es nicht viele andere Wege als die Cuarenta, Einsamkeit und Abgeschiedenheit inklusive. Zwischen den kleinen Orten, die aus ein paar bunten Häusern, staubigen Straßen, ein paar kleinen Läden und wichtig einer Tankstelle bestehen liegen locker 200 km nichts außer Wüste und Guanakos. Das Land gehört zu Estancias, rechts und links begleitet der Zaun die Strecke, gespickt mit Skeletten von Tieren, die nicht genug Anlauf für den Sprung über den Zaun genommen haben. Dann und wann kommt einem mal ein Auto entgegen. Es ist  kein Problem mal anzuhalten, sich für eine Pause auf die Straße zu setzen und einfach ein Buch zu lesen. So rechnen wir also zusammen, ob unser Diesel für den Abstecher in den Nationalpark Peritio Moreno (hier heißt sehr Vieles Perito Moreno, eine Stadt, ein Nationalpark sowie natürlich der berühmte Gletscher, da kann man schon mal durcheinander kommen) reicht. Wir haben zum Glück in Baja Caracoles unseren Tank noch aufstocken können. Als wir an den über und über mit Aufklebern dekorierten Zapfsäulen stoppen pustet der Wind gerade ein paar Mülltüten und Staub über die Piste gefolgt von ein paar kläffenden Hunden. Ein Junge steht an der Tanke. Als wir fragen, ob es Diesel gibt, holt er seine Mutter, die anscheinend auch das einzige kleine Hotel weit und breit führt. So rechnen wir 100 km Nichts von Baja Caracoles bis zum Abzweig in den Nationalpark Perito Moreno, dann 90 km Schotterpiste bis zum Parkeingang, die km, die wir im Park fahren werden plus den 90 km Schotterpiste zurück zur Routa 40 und dann sind es nochmal 200 km Nichts bis zum nächsten Ort mit Tankstelle. Das sollte klappen.


Der Park liegt wirklich abgeschieden ungefähr 4 Stunden Fahrt bis zum nächsten kleinen Ort und wird nur von wenigen Touristen besucht. Wir melden uns ordnungsgemäß beim Ranger an, füllen alle Papiere aus und unterschreiben, dass hier natürlich alles auf eigene Gefahr läuft. Ach ja, es gibt auch Pumas hier. Die Gäste, die gerade den Park verlassen haben sogar einen gesehen. Der Parkranger sagt, man muss Glück haben, um einen zu sehen. Ich weiß nicht? Wir sind quasi allein auf 500 Quadratkilometern. Da lässt sich doch auch gut ein natürlich verbotener Hund einschmuggeln. Wir finden das ist ein optimaler Platz für einen Hund, der auch noch gerade läufig ist. Weit und breit kein Rüde zu sehen. Der Park ist ein Traum. Wir wandern auf einer Insel in einem überirdischen See, klettern auf einen Berg von dem der Wind uns fast wieder runterpustet, beobachten die Wolken über verschneiten Berggipfeln und Gletschern, übernachten in der weiten Steppe zwischen Guanako Herden und erleben Frühling, Sommer, Herbst und Winter.